Weisse weiche Watte
Das also ist der Ausblick von meiner Terrasse. Eigentlich ist es ja eine Feuerleiter, die zu betreten mir laut Mietvertrag bei Todesstrafe verboten ist – deshalb nenne ich sie ja meine Terrasse.
Und der weisse Schaum im Hintergrund ist der Nebel (hinter den Häusern, nicht in der Tasse – das ist mein Cappuccino). Die berüchtigten Schwaden, die San Franciscos Golden Gate Bridge an gewissen Tagen zu einem besonders dramatischen Fotosujet und meinen Tag zu einem grauen Einerlei machen. Später im Sommer jedenfalls, denn jetzt, im Frühling, wallt die Watte häufig nur hinauf bis zur 20. oder 10. Avenue, und meine Terrasse an der 2. Avenue bleibt mein kleiner Ausflugsort, wo ich mir im Nu einen Sonnenbrand hole. Denn San Franciscos zweites Feature ist die permanente Brise vom Pazifik, die einerseits den Nebel und anderseits de Kälte reinbringt, sodass halbkahle ausländische Journalisten auf ihren Feuerleitern nicht merken, dass sich ihre Kopfhaut zu kräuseln beginnt.
Genug des Gejammers – es ist Sommer in San Francisco. Der dauert, wenigstens in meinem Quartier, bis Juni.
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